Prinz Eugen auf der Flucht. Der Beginn einer Karriere in Frauenkleidern.
François-Eugène de Savoie-Carignan (1663–1736) war Mitglied des europäischen Hochadels, Teil der französischen Nebenlinie des italienischen Herzogsgeschlechts der Savoyer und verwandt mit dem französischen Herrscherhaus der Bourbonen, den spanischen und österreichischen Habsburgern, den Wittelsbachern und den Markgrafen von Baden-Baden.
Sein Elternhaus
Geboren und aufgewachsen war er in Paris. Sein Vater starb, als er 10 Jahre alt war (1673). Seine Mutter war eine Nichte des mächtigen Kardinals Mazarin (1602–1661) und zeitweise eine Favoritin des Sonnenkönigs Ludwig XIV. (1638–1715). Sie war in Skandale verwickelt und musste 1680 aus Frankreich fliehen, die Kinder blieben unter der Obhut der Schwiegermutter zurück.
Der kleine Abbé
Eugen war der jüngste der vier Buben, damit fielen die Titeln seinen älteren Geschwistern zu. Der König hatte noch mit seinem Vater beschlossen, dass Eugen eine kirchliche Laufbahn einschlagen solle: Bereits mit fünfzehn Jahren besaß er zwei Abteien, weshalb er bei Hofe „der kleine Abbé“ genannt wurde. Liselotte von der Pfalz notierte damals in Paris: „jedenfalls „incommodiert er sich nicht mit Damen, ein paar schone Pagen wären besser sein Sach!“
Flucht aus Paris
Eugen wollte aber eine militärische, keine kirchliche Laufbahn einschlagen. Der französische König verweigerte diese. Nachdem Prinz Eugen erfahren hatte, dass sein Bruder Ludwig Julius im Dienst des österreichischen Kaisers in Petronell bei einer Schlacht gegen 40.000 Krimtartaren gefallen war, hoffte er dessen Regiment übernehmen zu können.
In der Nacht auf den 27. Juli 1683 floh Prinz Eugen in Begleitung des Prinzen Louis-Armand Conti, einem Schwiegersohn des Sonnenkönigs, aus Paris. „Als Mädchen verkleidet, fuhren die beiden Prinzen in einer Mietkutsche an die Porte Saint-Denis“, berichtet Hanne Egghardt.
Die Verfolger hefteten sich unmittelbar an die Fersen der Verräter, die ihren Häschern mehrmals nur knapp entwischten. Prinz Conti, dem der Einzug seines Vermögens drohte, kehrte tatsächlich um.
1683 in Wien gegen die Türken
Der Habsburger Leopold I. (1640–1705) war vor den Türken nach Passau geflohen, wo er Eugen empfing. Das Regiment war aber bereits vergeben und Prinz Eugen stand nun mit leeren Händen da.
Bei der Entsatzschlacht 1683 in Wien machte er aber offensichtlich so gute Figur, dass er am 14. 12. 1683 als Oberst ein eigenes Dragonerregiment in der Stärke von zehn Kompanien erhielt.
Abseits der Kriege
Der mit 1,54 m körperlich klein gewachsene Eugen zeigte seine Bedeutung mit barocker Repräsentation. In Wien residierte er in seinem prächtig ausgestatteten Winterpalais in der Himmelpfortgasse oder im Belvedere außerhalb der Stadt. Eugen galt als wichtiger Ratgeber der Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. Als Mäzen beschäftigte er die bedeutendsten Künstler seiner Zeit, er leistete sich einen Zoo und sammelte seltene Pflanzen, führte in Schlosshof im Marchfeld einen nach modernsten Gesichtspunkten organisierten Landwirtschaftsbetrieb. Seine riesige „Bibliotheca Eugeniana“ befindet sich im Prunksaal der Österr. Nationalbibliothek (15.000 Druck- und 2.400 Handschriften). Er war nicht verheiratet. Sein Grabmal befindet sich im Stephansdom.
Quelle
Andreas Brunner & Christiane Erharter: Queering Prinz Eugen. Figur und Mythos von Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736) aus queer-theoretischer Sicht. Wien, 2021.
Abrufbar unter www.belvedere.at
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