1938: Handstreiche in der Gruppe 17 Mariahilf
Der 12. März 1938 bedeutete für viele nicht nazistische Organisationen das Ende und so manches ihrer Mitglieder war plötzlich ohne sein Zutun Mitglied einer NS-Organisation.
Unser Pfadfinderheim befand sich damals in Wien, Gumpendorferstraße.
Das Heim wurde von der SA aufgebrochen, nach Waffen durch- sucht und anschließend von einem bewaffneten SA-Mann bewacht.
Diese Katastrophe wurde in Windeseile unter den Gruppenmitgliedern bekannt. Die Pfadfinder beobachteten heimlich, rund um die Uhr, das Heim.
Da brauste eine Beiwagenmaschine heran, bremste scharf und zwei Hitlerjungen sprangen herab.
Sie trugen braune Hemden, ähnlich denen der Pfadfinder, schwarze Halstücher, Hakenkreuzarmbinden und am Beiwagen prangte eine Hitlerfahne. Sie grüßten zackig, um dann Lagermaterial, Zelte und Uniformen in den Beiwagen zu stopfen.
Da erkannten die beobachtenden Pfadfinder ihre beiden Truppführer, den Peter Karli und Schustala Hans. „Was, die sind auch zu den Nazis übergelaufen?“
Die Buben kämpften mit den Zornstränen.
Da kam schon wieder das Motorrad und abermals wurde das Gefährt mit Gruppenmaterial vollgestopft und weg waren sie, mit dem mühsam ersparten Gruppeneigentum.
Nach einiger Zeit sickerte es durch – alles Staffage – das Gruppenmaterial wurde mit diesem kühnen, lebensgefährlichen Handstreich gerettet und von Pfarrer Mohr im Pfarrhofdach verborgen.
So konnte die Gruppe 17, als eine der ersten, 1945 bereits in Uniform samt Pfadfinderhut auftreten und mit den geretteten Zelten Wochenendlager im Wienerwald abhalten.
Karl Peter unterstützte die Gruppe nach 1945 noch viele Jahre als Aufsichtsrat.
Quelle
PPÖ Pfadfinder & Pfadfinderinnen Österreichs (Hrsg.), Ewald Merzl (Inhalt), Hans Rentenberger (Redaktion): PfadfinderInnen 1938. Mitgelaufen? Angepasst? Verfolgt?
1. Auflage 1988, 2. überarbeitete Auflage, August 2007.
Baden-Powell über die faschistische Staatsjugend
Baden-Powell, der Gründer der Weltpfadfinderbewegung, zeigte dem italienischen Diktator Mussolini vier Unterschiede zwischen den Pfadfindern und der faschistischer Staatsjugend auf:
- Unsere Bewegung beruht auf freiem Willen, statt auf Zwang.
- Unsere Bewegung durchweht der Geist weltweiter, internationaler Verständigung statt einengendem Nationalismus.
- Wir entwickeln die geistige Seite, statt rein physischem Training.
- Schließlich und endlich unterscheiden wir uns durch die Bildung eines individuellen Charakters, statt Erziehung im Geiste der Entwicklung zur Masse.
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